Renault Alpine A610
Kapitel I
Zahlen & Fakten |
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Entwicklungsgeschichte
und
Produktionsverlauf
Der
Renault Alpine A610 wurde im Jahre 1991 auf dem Genfer Automobilsalon
als Nachfolgemodell des Renault Alpine V6 GT vorgestellt. Er basierte
in groben Zügen auf seinem Vorgänger, erfuhr jedoch einige signifikante
Verbesserungen. So wurde das aus einem Zentralrohrrahmen bestehende
Chassis verstärkt, um eine höhere Torsionssteiffigkeit zu
gewährleisten. Des weiteren wurde das Design der aus
glasfaserverstärktem Kunststoff bestehenden Karosserie modernisiert. In
die hinteren Radläufe wurden Kühlluftöffnungen integriert, um eine
bessere Bremsenkühlung zu erreichen. Auch die beim Vorgängermodell
häufig monierte Spurtreue bei hohen Geschwindigkeiten wurde bei diesem
Modell deutlich verbessert. Der Motor wurde auf 2975 ccm
aufgebohrt und mit überarbeiteten Zylinderköpfen, sowie einem Garrett T3
Abgasturbolader versehen. So stiegen die Motorleistung und das
Drehmoment deutlich an und der Wagen erreichte Fahrleistungswerte, für
die sich selbst heute kein Sportwagen schämen müsste. Auch die Teilnahme
eines 425 PS starken GT 2 - Alpine beim 24h Rennen in Le Mans 1994
(Platz 13 Gesamtklassement) unterstreicht die sportlichen Fähigkeiten
dieses Fahrzeugs. Neben
den genannten Änderungen wurde der Innenraum
mit einigem Luxusequipment aufgewertet. Über die Jahre entstanden
auch einige Sondermodelle des A610. So gab es zu den Olympischen
Winterspielen 1992 eine Sonderversion "Albertville" in weiß. Des weiteren
noch eine limitierte Stückzahl welche "Magny-Court" genannt wurde.
Diese Sondermodelle unterscheiden sich zum Serien-Alpine aber lediglich
in Lackierung und Ausstattung. Aufgrund des sehr hohen
Einstandspreises war die Nachfrage nach dem Alpine A610 von vornherein gering.
So entschied die Konzernführung nach insgesamt 818 in Dieppe
(Nordfrankreich) gebauten Exemplaren den Produktionsstopp. Zur
Serienausstattung des Fahrzeugs gehörten: ABS, Klimaanlage, Audiosystem
mit Cassettenradio, Servolenkung, elektrische Fensterheber,
Zentralverriegelung, Leichtmetallfelgen, Colorglas und ein 5-Gang Schaltgetriebe.
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 Der Renault Alpine A610
 Auftriebsreduktion dank üppigem Heckspoiler |
 Ein Endrohr pro Zylinderbank

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Daten
(Herstellerangaben) | Motor: | 6-Zylinder 90°V-Motor, hinten und längs zur Fahrtrichtung eingebaut, 2 obenliegende
Nockenwellen, 12 Ventile, Bohrung x Hub : 73 mm x 93
mm,Hubraum: 2975 ccm,
Kettensteuerung, elektronische Benzineinspritzung, Turbolader Garrett T3 mit Ladeluftkühlung | Leistung: | 184 kW/250 PS bei 5750 U/min
| Leistungsgewicht: (optimal) | 5,68 kg/PS | Drehmoment: | 350 Nm bei 2900 U/min
| Antriebskonzept: | Heckmotor, Heckantrieb, 5-Gang Schaltgetriebe | Abmessungen: | Länge x Breite x Höhe: 4420 mm x 1770 mm x 1190 mm | Tankinhalt: | 80 Liter | Leergewicht: | 1420 kg
| Bauzeitraum: | 1991 - 1995
| Stückzahlen: | 818 (davon 67 Rechtslenker)
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Mängel, Probleme und Schwachstellen
Der
Renault Alpine A610 darf als ausgereifter und unkapriziöser Sportwagen
bezeichnet werden. Gelegentliche Schwierigkeiten bereitet jedoch die
Elektrik des Fahrzeugs. Durch Wackelkontakte und Kabelbrüche können
schonmal die Zentralverriegelung, der Bordcomputer, die Klimaanlage
oder die elektrischen Fensterheber ihren Dienst versagen. Wenn ein
Klappscheinwerfer nicht mehr aufklappt, oder der vordere linke
Blinker nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert, liegt das meist an einer
Steckverbindung des Kabelbaumes. Diese sitzt unterhalb des
Bremsflüssigkeitsbehälters und kann mit der Zeit oxidieren. Eine
Reinigung der Kontakte mit handelüblichem Elektrikspray löst das Problem
auf einfache Weise. Nicht selten werden Alpine A610 - Fahrer
von Kupplungsproblemen geplagt. Wenn sich die Gänge nicht mehr einlegen
lassen oder der Pedaldruck merklich nachlässt, sind hier meist undichte
Kupplungsnehmer- oder Kupplungsgeberzylinder betroffen. Diese lassen
sich jedoch vergleichsweise kostengünstig überholen bzw. austauschen. Mit
zunehmendem Alter der Fahrzeuge kann es auch zu Defekten an den
Zylinderkopfdichtungen kommen. Wird dieser Schaden jedoch rechtzeitig
erkannt, halten sich die Kosten im Rahmen. Folgende Anhaltspunkte
deuten auf eine defekte Zylinderkopfdichtung hin: weisse
Schlammablagerungen am Öleinfülldeckel, Motoröl im Kühlwasser,
starker weisser Qualm im Abgas. Das
Getriebe des Alpine A610 trägt die interne Bezeichnung UN1 und ist
ebenfalls im Lotus Esprit der späteren Jahrgänge verbaut. Es
handelt sich hierbei um ein ehemaliges 4-Gang Getriebe, welches um
einen "überhängenden" 5. Gang erweitert wurde. Dieses zeigt sich
insbesondere bei leistungsgesteigerten Fahrzeugen als überlastet. Die
Hauptwelle kann so vor der Zahnradpaarung des 5. Gangs brechen, was
recht hohe Kosten nach sich zieht.
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Die üppige Ausstattung treibt das Leistungsgewicht auf 5,7kg/PS
Der Alptraum des Mechanikers: der schwer zugängliche V6-Turbomotor Auch vorne kein Gepäckabteil | | Fahrleistungen ermittelt von den Zeitschriften (Werbung wg. Verlinkung) auto motor und sport und sport auto
| Höchstgeschwindigkeit:
| 265 km/h (Herstellerangabe)
| Beschleunigung: | 0-100 km/h: 6,2 sek.
| | 0-160 km/h: 15,7 sek.
| | 0-180 km/h: 20,3 sek. | | 0-1000m: 26,3 sek | Nürburgring Nordschleife: | 8,54 min | Fahrwerk (Herstellerangaben) | Radaufhängung vorne / hinten: | Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Stabilisator / Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Stabilisator | Rad-/Reifenkombination vorne / hinten: | 205/45ZR16 auf Aluminiumfelge 7,0Jx16H2 / 245/45ZR16 auf Aluminiumfelge 9,0Jx16H2 | Bremsen
(Herstellerangaben) | Hydraulischer Bremskraftverstärker, ABS, Bremsscheiben rundum mit Innenbelüftung, Ø vorne / hinten: 300 mm / 300 mm | Fahrverhalten (Kurzbetrachtung) | Die
fahrdynamische Betrachtung offenbart eine sportlich, direkte Lenkung,
die ausreichend Rückmeldung von der Straße bietet. Die
Fahrwerksabstimmung ist ebenfalls sportlich straff, bietet jedoch auch
genügend Komfort für lange Autobahnetappen. Das Gewichtsverhältnis von
Vorder- zu Hinterachse wurde bei diesem Modell auf 43% zu 57%
optimiert. Trotzdem muss sich der Wagen eine gewisse Tendenz zum Übersteuern nachsagen lassen, was ungeübte Fahrer schonmal vor
gewaltige Probleme stellen kann. Die
stehende Pedalerie benötigt sowohl bei Kupplungs-, als auch beim Gaspedal
hohe Betätigungskräfte. Der Turbomotor zeigt sich antrittsstark und
bietet trotz des relativ hohen Gewichts hervorragende Fahrleistungen. |
| Fazit und Kaufberatung
Der
Renault Alpine A610 ist ein seltener Gast auf den Straßen dieser Welt
und nicht jeder Sportfahrer weiß die Qualitäten dieses Wagens zu
schätzen (siehe hierzu die frevelhafte mutwillige Zerstörung eines
dieser raren Modelle in einer sehr bekannten englischen
Sportwagensendung). Es handelt sich hierbei jedoch um einen
waschechten Sportwagen mit allem was dazu gehört. Zudem ist der Alpine
A610 der letzte wirkliche Sportwagen im klassischen Sinne der Marke Renault. Wer sich ein
solches Modell zulegen möchte sollte nicht mehr lange warten. Die
Preise für unverbastelte Modelle sind im Aufwind (Stand 04.2012). Der
Wagen ist auch aufgrund seiner geringen Produktionszahlen somit als
Sammlerfahrzeug mit Wertsteigerung zu empfehlen. |
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