Jaguar XJ220
Kapitel I Zahlen & Fakten |
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Entwicklungsgeschichte
und
Produktionsverlauf
Der
Jaguar XJ220 wurde der Weltöffentlichkeit auf der British Motor Show
1988 als Studie vorgestellt. Entwickelt vom sogenannten "Saturday
Club", eine Vereinigung von Jaguar Angestellten um den
Chefingenieur Jim Randle, gefiel er der Geschäftsführung von Jaguar so
gut, dass
1989 die Serienproduktion angekündigt wurde. Das Ziel war klar
definiert: den schnellsten straßenzugelassenen Sportwagen der Welt zu
bauen. Daraus resultiert auch der Name XJ220 (220mph/350 km/h). Die
Studie verfügte noch über Allradantrieb und eine 12-Zylindermaschine,
die jedoch von Jaguar Sports, an welche die Entwicklung übertragen
worden war, durch eine V6-Maschine und Heckantrieb ersetzt
wurden. Dadurch wurde das Fahrzeug deutlich kürzer und leichter und bot
sowohl längs- als auch querdynamisch ein im Vergleich zur Studie
deutlich gesteigertes Fahrleistungspotential. Das nun verwendete
Aggregat war eine Weiterentwicklung des Le-Mans-Rennmotors und
verfügte über eine Trockensumpfschmierung, sowie über 2 Abgasturbolader
mit je einem Ladeluftkühler. Bei Tests auf der
Hochgeschwindigkeitsstrecke in
Nardo (Italien) erreichte der Wagen damit eine Geschwindigkeit von
348,8
km/h. Die
windschlüpfrige Aluminium-Karosserie (cw-Wert: 0,36) und der glatte
Unterboden hatten hieran großen Anteil. Auch beim Chassis hielt
Rennsporttechnik Einzug. Dieses wurde als Monocoque-Chassis ausgeführt
und besteht komplett aus
Aluminium.
Man erhielt direkt nach Vorstellung der Studie über 1000 Bestellungen,
obwohl nur eine
Stückzahl von 350 geplant war. Die Produktion verzögerte sich jedoch
sehr lange. Viele der potentiellen Käufer sprangen deshalb und aufgrund
der Änderung der Motorisierung ab und es wurden letztendlich nur 284
Stk. produziert und
ausgeliefert. Erschwerend kam hinzu, dass der ab 1993 angebotene McLaren
F1 Sportwagen die Höchstgeschwindigkeit des XJ220 bereits um über 20
km/h überbot. So wurde aus der Erfolg versprechenden Geschichte des
Jaguar-Supersportwagens letztlich rein wirtschaftlich betrachtet ein
Flop. Zur Serienausstattung gehörten ABS, elektrische
Fensterheber, Lederausstattung, Klimaanlage, Leichtmetallfelgen mit
Zentralverschluß, 5-Gang Getriebe, Alarmanlage mit Wegfahrsperre incl.
Infrarotfernbedienung sowie eine
Zentralverriegelung. Eine Servolenkung stand nicht auf der
Ausstattungsliste. Zusätzlich wurden 5 Modelle des XJ220 S hergestellt (ca. 370 km/h, 680 PS). |
Breit, lang, flach - der Jaguar XJ220 besticht schon allein durch seine Abmessungen
Designsprache der frühen 1990er Jahre: die Ziergitter vor den Heckleuchten |
Schön zu sehen: der aerodynamisch gestaltete Diffusor |
Daten
(Herstellerangaben) | Motor: | 6-Zylinder
V-Motor,längs zur Fahrtrichtung eingebaut, vier obenliegende Nockenwellen, 24-Ventile, Zahnriemenantrieb, 3498 ccm, 2 Abgasturbolader (Garrett) max. Ladedruck: 1,0 bar, 2 Ladeluftkühler | Leistung: | 404 kW/549 PS bei 7200 U/min | Leistungsgewicht: | 2,38 kg/PS | Drehmoment: | 641 Nm bei 4850 U/min
| Antriebskonzept: | Mittelmotor, Heckantrieb, 5-Gang Schaltgetriebe | Abmessungen: | Länge
x Breite x Höhe: 4930 mm x 2220 mm x 1150 mm | Tankinhalt: | 90 Liter
| Leergewicht: | 1470 kg
| Bauzeitraum: | 1992-1993 | Stückzahlen: | 284 Stk. |
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Mängel, Probleme und Schwachstellen
Auch
ein Supersportwagen wie dieser ist nicht frei von Schwachstellen.
Aufgrund der recht großen Abgasturbolader ist das Ansprechverhalten der
selbigen als behäbig zu bezeichnen. Die Folge ist ein großes Turboloch.
Häufig wird auch die Wirkung der Bremsen als unzulänglich beschrieben.
Da eine Servounterstützung der Bremse nicht vorhanden ist, sind enorme
Pedalkräfte notwendig um das Auto zu verlangsamen.
Durch die fehlende Servolenkung in Verbindung mit der breiten
Rad-/Reifenkombination an der Vorderachse, ergeben sich zudem sehr große
Lenkkräfte. Weiterhin ist anzumerken, dass die Wartungs- und
Unterhaltskosten bei diesem Wagen immens sind. So müssen beispielsweise
die Gummitanks alle 5 Jahre ersetzt werden. Motor und Getriebe
sind aus dem Rennsport adaptiert. Entsprechend hoch sind die
Ersatzteilpreise. Einen kleinen Trost gibt es allerdings: die
Drehregler für die Heizung, sowie die Lüftungsdüsen, wurden dem Ford
Escort des gleichen Baujahres entliehen. Auch die Schließzylinder
stammen vom gleichen Modell. Diese Ersatzteile sollten in jedem
gut sortierten Fordhändlerregal vorrätig sein, so sie überhaupt
kaputtgehen. Unbedingt
zu beachten ist auch, dass diese Fahrzeuge kaum bewegt werden. Üblich
sind Kilometerleistungen unter 5000 in 20 Jahren. In Folge dessen kann es
Standschäden an Reifen, Motor und Fahrwerk geben. Des weiteren ist
dringlich zu beachten, dass es viele Fahrzeuge gibt, die damals für
Sammlungen gekauft wurden. Diese Fahrzeuge sind oftmals gar nicht
zugelassen worden und wurden nur mit roten Nummernschildern bewegt. Da
das Fahrzeug eine Euro 1 Einstufung besitzt und noch nie zugelassen
war, ist es ohne weiteres in Deutschland auch nicht mehr
zulassungsfähig. Fahrzeuge ohne Zulassung werden genau wie Neufahrzeuge
bewertet und müssen somit zwangsweise die Euro 5 Norm (Stand
02.2012) erfüllen.
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Viel Leder aber billige Lüftungsdüsen und Schalter aus dem Fordregal
Rennsporttechnik pur: der 3,5 Liter V6-Biturbo | | Fahrleistungen ermittelt von der Zeitschrift (Werbung wg. Verlinkung) auto motor und sport | Höchstgeschwindigkeit: | 347 km/h (Werksangabe)
| Beschleunigung: | 0-100 km/h: 4,0 sek. | | 0-160 km/h: 8,2 sek. | | 0-200 km/h: 12,2 sek. | | 0-1000m: 21,2 sek. | Elastizität: (5.Gang): | 80-120 km/h: 7,0 sek. | Fahrwerk (Herstellerangaben) | Radaufhängung vorne / hinten: | Einzelradaufhängung
an doppelten Querlenkern, Schraubenfedern, Stoßdämpfer /
Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern, Schraubenfedern,
Stoßdämpfer | Rad-/Reifenkombination vorne / hinten: | 255/45ZR17 auf Aluminiumfelge 9Jx17/
345/45ZR18 auf Aluminiumfelge 14Jx18 | Bremsen (Herstellerangaben) | ABS, Bremsscheiben rundum mit Innenbelüftung, Ø vorne / hinten: 330 mm / 300 mm | Fahrverhalten (Kurzbetrachtung) | Die
fahrdynamsiche Betrachtung offenbart sehr hohe Lenkkräfte im Stand
aufgrund der fehlenden Servolenkung. Insbesondere das Einparken wird
dadurch in Verbindung mit der so gut wie nicht vorhandenen Übersicht
nach hinten zur echten Herausforderung. Hinzu kommt, dass das
5-Gang Getriebe den Bereich von 0 - 370 km/h abdeckt. Entsprechend sind
die Gänge sehr lang übersetzt. So reicht der 1. Gang schon bis über 100
km/h, was das Fahren im Stadtverkehr und speziell das Einparken nicht
gerade zum Vergnügen macht. Aufgrund der extremen Abmessungen des
Fahrzeugs ist der Wendekreis mit 15 Metern zudem überdurchschnittlich
hoch,
was die Verwendung im Stadtverkehr zusätzlich erschwert. Auf der
Landstraße und der Autobahn ist der Wagen aber voll in seinem Element.
Die längs- und querdynamischen Fahrleistungen sind auch heute noch
überragend. Die Charakteristik des Motors prägt ein deutliches
Turboloch. Ist dieses jedoch einmal überwunden, werden
Beschleunigungskräfte frei, die auch heute noch ihres Gleichen suchen.
Auch durch das sportliche Fahrwerk in Verbindung mit der tiefen
Sitzposition kommt so echtes "Rennwagenfeeling" auf. Soll die immense
Beschleunigung dann aber mit einem negativen Vorzeichen versehen
werden, kommt erstmal Ernüchterung auf. Aufgrund der nicht vorhandenen
Bremskraftunterstützung sind, wie bereits erwähnt, gewaltige
Pedalkräfte notwendig um den
Wagen einigermaßen zu verzögern. Das Niveau eines Supersportwagens wird
hier sicherlich nicht erreicht. Der Motorsound wird vielfach mit
dem Geräusch eines Betonmischers verglichen. Eine sportwagentypische
Geräuschkulisse wird der XJ220-Pilot zumindest mit der
Serienabgasanlage schmerzlich vermissen.
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| Fazit und Kaufberatung
Der
Jaguar XJ220 ist aussergewöhnlich schnell und das nicht
nur längsdynamisch wie die damalige (inoffizielle) Rekordzeit für
straßenzugelassene
Sportwagen auf der Nürburgring Nordschleife von 7.48 min beweist.
Jedoch sind die Unterhaltskosten für den Wagen sehr hoch. Die im
Vergleich zum Neupreis recht günstigen Anschaffungskosten eines solchen
Fahrzeugs sind aber für einige Sportwagenfahrer sehr verlockend. Wer
sich einen Jaguar XJ220 zulegen will, sollte jedoch nicht mehr lange
warten.
Günstiger werden die Autos sicherlich nicht mehr. Auch aufgrund
seiner Seltenheit ist der Wagen deshalb als Sammlerstück mit
Wertsteigerung zu empfehlen. |
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