Ferrari 308 GTB/GTS
Kapitel I Zahlen & Fakten |
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Entwicklungsgeschichte
und
Produktionsverlauf
Der Ferrari 308 GTB (3,0 Liter Hubraum, 8 Zylinder, Gran Turismo Berlinetta)
wurde der Weltöffentlichkeit im Jahre 1975 auf dem Pariser Autosalon
präsentiert. Er ist nach dem 308 GT4 Dino das zweite Ferrari-Modell mit
einem Achtzylindermotor. Dieser wurde mittig und quer zur Fahrtrichtung
verbaut und mit 4 Weber Doppelvergasern bestückt. Die von Pininfarina
entworfene Karosserie bestand aus glasfaserverstärktem Kunststoff
(Vetroresina) und ruhte auf einem Rohrrahmen aus Stahl. Aufgrund der
aufwändigen Herstellung der Karosserien wurde jedoch nach ca. 700
Modellen auf die Verwendung von Stahlblechteilen umgestellt. Der Motor
verfügte über eine Trockensumpfschmierung mit 9 Litern Ölinhalt. Diese
sorgte dafür, dass die Ölversorgung auch bei hohen Kurventempi
sichergestellt war und ermöglichte durch den Wegfall der Ölwanne eine
tiefere Einbaulage des Motors. Zusätzlich wurde ein Ölkühler
installiert, der durch den an der linken Fahrzeugseite angebrachten
Lufteinlass mit Fahrtwind durchströmt wurde. Das Pendant auf der
rechten Fahrzeugseite mündet in den Luftfilterkasten. Aus Gründen der
Gewichtsoptimierung, ist das vollsynchronisierte 5-Gang Schaltgetriebe
als tragendes Teil der Chassisstruktur konstruiert. Im Jahre 1977
wurde der geschlossenen Berlinetta Version eine offene Version namens
GTS (Gran Turismo Spider)
zur Seite gestellt. Diese verfügte über ein herausnehmbares Targadach,
welches hinter den Sitzen verstaut werden konnte. Durch die immer
strenger werdenden Abgasnormen speziell in den USA, wurde die
Gemischaufbereitung mittels Vergaser im Jahre 1981 durch eine
mechanische Einspritzanlage (Bosch K-Jetronic) ersetzt. Diese mit dem
Kürzel "i" (injezione)
versehenen Fahrzeuge, verfügten über deutlich weniger Motorleistung und
waren langsamer und weniger spritzig. Um dieses Manko wieder zu
beseitigen, wurden dem 308 im Jahre 1982 Vierventilzylinderköpfe
implantiert. Diese trugen das Kürzel "QV" (QuattroValvole),
verfügten wieder über deutlich mehr Leistung und steigerten die
Fahrleistungen auf über die der Vergasermodelle. Nur für die mit einer
Luxussteuer auf Fahrzeug mit über 2,0 Liter Hubraum behafteten Staaten,
entstanden einige Ferrari 208 Versionen. Diese verfügten über einen
1990 ccm großen V8-Motor, den es wahlweise mit Abgasturbolader gab.
Damit ausgerüstet erreichten sie dann wieder ähnliche Fahrleistungen wie die 2926 ccm Versionen. Zur
Serienausstattung gehörten: Lederausstattung, Aluminiumfelgen,
elektrische Fensterheber, Sperrdifferential mit 40% Sperrwirkung und ein 5-Gang
Schaltgetriebe. Die Bilder zeigen einen 308 GTSi und wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Firma: (Werbung wg.Verlinkung) The Gallery (www.thegallerybrummen.nl). Hartelijk dank en vriendelijke groet naar Nederland! |
Ferrari 308 GTSi in klassischem Rot
Flach und windschnittig: der 308 baut nur 1120 mm hoch
Geschwungene Proportionen im Stile der 1970er Jahre
Das Targadach des GTS lässt sich hinter den Sitzen verstauen
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Das Ferrari 308 Gesicht: breite Kühlluftöffnung, Klappscheinwerfer
Klassische Rundleuchten, Vierrohrabgasanlage
| Daten
(Herstellerangaben) | Motor: | 8-Zylinder 90°V-Motor, mittig und quer zur Fahrtrichtung eingebaut, 4 obenliegende
Nockenwellen, 16 Ventile (QV: 24 Ventile), Bohrung x Hub: 81 mm x 71 mm, Hubraum: 2926 ccm,
Zahnriemensteuerung, Vergaser (GTB/GTS), mechanische Benzineinspritzung (GTSi/GTBi/GTSi QV/GTBi QV) | Leistung: | GTB/GTS: 167 kW/227 PS bei 6400 U/min / 164 kW/223 PS bei 6600 U/min GTBi/GTSi: 157 kW/214 PS bei 6000 U/min GTBi QV/GTSi QV: 176 kW/240 PS bei 6600 U/min
| Leistungsgewicht: (optimal) | 5,54 kg/PS | Antriebskonzept: | Mittelmotor, Heckantrieb, 5-Gang Schaltgetriebe, Sperrdifferential (40%) | Drehmoment: | GTB/GTS: 284 Nm bei 5000 U/min GTBi/GTSi: 243 Nm bei 4600 U/min GTBi QV/GTSi QV: 243 Nm bei 4600 U/min
| Abmessungen: | Länge x Breite x Höhe: 4230 mm x 1720 mm x 1120 mm
| Tankinhalt: | 80 Liter | Leergewicht: | GTB/GTS: 1320 kg/1380 kg GTBi/GTSi (incl.QV): 1330 kg/1390 kg
| Bauzeitraum: | 1975-1985
| Stückzahlen: | GTB/GTS: 2819/3219 GTBi/GTSi: 494/1743 GTBi QV/GTSi QV: 748/3043
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Mängel, Probleme und Schwachstellen
Der
Ferrari 308 gilt als recht zuverlässig und robust. Diese Aussage ist
selbstverständlich relativ zu betrachten. Es handelt sich immerhin um
ein Fahrzeug, das seit über 25 Jahren nicht mehr gebaut wird.
Entsprechend können vermehrt altersbedingte Schäden an den Fahrzeugen
auftreten. Der 8-Zylinder Motor hat den Ruf hoher Standfestigkeit.
Jedoch kommt es gerade hier auf die fachgerechte und professionelle
Pflege an. Und diese gestaltet sich aufgrund der Einbaulage des Motors
sehr aufwändig. So muss beispielsweise bei frühen Modellen die zum
Fahrgastraum gewandte Abdeckung ausgebaut werden, um einen
Zahnriemenwechsel vorzunehmen. Die Empfehlung seitens Ferrari, diesen
alle 2 Jahre oder alle 40 tkm zu erneuern, wird mittlerweile als übertrieben
angesehen. Durch die Verwendung moderner Materialien kann der Intervall
auf 4 Jahre ausgedehnt werden. Beim Wechsel unbedingt mit zu
erneuern sind die Spannrollen. Auch die Kunststoffräder der
Nockenwellen können mit der Zeit stark verschleißen. Diese sollten
durch Modelle aus Aluminium ersetzt werden, welche durch eine größere
Anzahl an Bohrungen die Einstellung der Steuerzeiten zudem erleichtern
und deutlich dauerhaltbarer sind als die Kunststoffmodelle.
Altersbedingt kommt es auch zu Undichtigkeiten an der Wasserpumpe oder
gar zum Festgehen des Pumpenlagers. Der Austausch der Dichtungen oder
der Wasserpumpe ist ebenfalls mit einem erheblichen Zerlegeaufwand
verbunden. Auch auf die korrekte Spannung des die Wasserpumpe
antreibenden Keilriemens, welcher bei den frühen Modellen auch noch die
Lichtmaschine
antreibt, ist zu achten. Wenn das Kühlsystem einmal offen war, sollte
dieses sowohl motorseits, als auch an den vorne verbauten Wasserkühlern
entlüftet werden, um eine Dampfblasenbildung und damit örtliche
Temperaturspitzen im Motor zu vermeiden. Eine regelmäßige Überprüfung
und Einstellung des Ventilspiels ist ebenso wichtig und sorgt für einen
runden Motorlauf. Des weiteren schützt es die Nockenwellen davor
einzulaufen. Die Einstellung erfolgt mittels Einstellplättchen und
gestaltet sich gleichermaßen aufwändig. Als
sehr wichtig darf man auch die
Warmfahrphase des Motors bezeichnen. Diese kann augrund von 9 Litern
Motoröl je nach Aussentemperatur schonmal 30 min betragen, sollte aber
unbedingt durchgeführt
werden, um erhöhtem Verschleiß und Schäden am Motor vorzubeugen. Auch
Wartung, Einstellung und Synchronisation der Weber Doppelvergaser,
sowie die Einstellung der Zündkontakte der frühen Modelle, sollte
regelmäßig und nur von ausgewiesenen Experten erfolgen. Diese Arbeiten
entfallen jedoch bei den Modellen mit Einspritzanlage und
elektronischer Zündung. Die
häufig bemängelten Elektrikprobleme beziehen sich größtenteils auf den
Sicherungskasten. Dieser ist mit genieteten Messingkontakten
ausgestattet, welche sich mit der Zeit lösen können. Durch den damit
erhöhten Übergangswiderstand, entstehen allerlei Ausfälle von
Verbrauchern, wie beispielsweise zu langsam oder garnicht mehr
funktionierende Fensterheber. Die
sicherlich auch häufig
notwendige Erneuerung von Fahrwerksbuchsen gestaltet sich aufgrund von
teilweise mit Schweißpunkten fixierten Lagern sehr zeitaufwändig. Als
Alternative zu den herkömmlichen und teuren Gummilagern sollte man eine
Verwendung von Polyurethan-Fahrwerksbuchsen in Betracht ziehen. Diese
sind mitunter leichter zu montieren und erfreuen sich für gewöhnlich
deutlich längerer Haltbarkeit. Bei
den Modellen mit Stahlkarosserie kann es zudem zu Korrosionsschäden kommen.
Hier sind insbesondere die unteren Bereiche der Türen, die
Schweller, sowie die vorderen und die hinteren Radläufe betroffen. Die
Versicherungsbeiträge für das Fahrzeug sind dank spezieller
Klassikertarife auf günstigem Niveau. Lediglich die Steuern sind wegen
der fehlenden Katalysatoren recht teuer. Sollte das Fahrzeug sich im
Originalzustand befinden und vor mehr als 30 Jahren zugelassen worden
sein, empfiehlt sich die Anmeldung mit einem historischen Kennzeichen
um vorgenannte Kosten zu reduzieren.
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5 Rundinstrumente versorgen den Piloten mit den wichtigsten InformationenDie offene Schaltkulisse - obligatorisch für klassische Ferrari Der quer eingebaute V8-Motor war nicht gerade der beste Freund des MechanikersGTSi = Gran Turismo Spider injezione | | Fahrleistungen ermittelt von den Zeitschriften (Werbung wg. Verlinkung) auto motor und sport und sport auto
| Höchstgeschwindigkeit:
| GTB/GTS: 255 km/h GTBi/GTSi: 235 km/h GTBi QV/GTSi QV: 258 km/h
| Beschleunigung: | GTB/GTS: 0-100 km/h: 6,5 sek. 0-160 km/h: 15,3 sek. 0-1000 m: 26,6 sek. GTBi/GTSi: 0-100 km/h: 7,2 sek GTBi QV/ GTSi QV: 0-100 km/h: 6,0 sek 0-160 km/h: 14,3 sek 0-1000 m: 25,8 sek
| Fahrwerk
(Herstellerangaben) | Radaufhängung vorne /hinten: | Einzelradaufhängung an Doppelquerlenkern, Schraubenfedern,Stoßdämpfer, Stabilisator / Einzelradaufhängung an Doppelquerlenkern, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Stabilisator | Rad-/Reifenkombination vorne / hinten: | GTB/GTS: 205/70R14 auf Aluminiumfelge 6,5Jx14
205/70R14 auf
Aluminiumfelge 6,5Jx14 GTBi/GTSi: 205/55R16 auf Magnesiumfelge 7Jx16
255/50R16 auf Magnesiumfelge 8Jx16 GTBi QV/ 205/55R16 auf Magnesiumfelge 7Jx16 GTSi QV: 255/50R16 auf Magnesiumfelge 8Jx16 | Bremsen (Herstellerangaben) | Unterdruckbremskraftverstärker, Bremsscheiben mit Innenbelüftung rundum, Ø vorne / hinten: 310 mm / 277 mm | Fahrverhalten (Kurzbetrachtung) | Die
fahrdynamische Betrachtung offenbart eine recht schwergängige Lenkung
aufgrund der fehlenden Servounterstützung. Die Rückmeldung von der
selbigen ist jedoch sehr gut. Der hohe Wendekreis von ca. 12 m
erschwert das Fahren im Stadtverkehr aber zusätzlich. Auf der
Landstraße fühlt der 308 sich jedoch wie zuhause. Der Motor klingt
insbesondere in der Vergaserversion kraftvoll und hängt bissig am
Gas. Sowohl niedrige, als auch hohe Drehzahlen sind für den V8-Motor
kein Problem. Die Bremsanlage ist für damalige Verhältnisse üppig
dimensioniert und erfreut mit guter Standfestigkeit, sowie hohen
Verzögerungswerten. Die Pedalerie zeigt sich aufgrund des Radhauses
leicht nach rechts versetzt. Zudem ist das Betätigen des
Kupplungspedals sehr schwer und erfordert ein gut trainiertes linkes
Bein. Der Wechsel vom 1. in den 2. Gang in kaltem Zustand ist auch mit
kräftigem Druck gegen den Schalthebel nicht möglich, weshalb entweder
im 2. Gang angefahren werden muss, oder man vom 1. direkt in den 3.
Gang geht.
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| Fazit und Kaufberatung
Der
Kauf eines Ferrari 308 ist aufgrund der relativ hohen am Markt
verfügbaren Anzahl recht günstig (Stand 2012). Allerdings sind die Aufwendungen für
Wartung und Unterhalt sehr hoch, weshalb nicht selten Fahrzeuge mit
großem Wartungs- und Reparaturstau angeboten werden. Wer auf die
Spritzigkeit und die
Geräuschkulisse des Vergasermodells verzichten kann, sollte den Kauf
eines späten Einspritzmodells bevorzugen. Hier ist der Wartungsaufwand
deutlich geringer und der "MAGNUM-Effekt" trotzdem gegeben. Die
Kaufempfehlung lautet aber in jedem Falle: Fahrzeuge vom
Ferrari-Händler mit einwandfrei belegbarer Historie und
Wartungsnachweisen, sind dem vermeintlichen Schnäppchen aus privater Hand
vorzuziehen. |
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