Renault Clio V6
Kapitel I
Zahlen & Fakten |
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Entwicklungsgeschichte
und
Produktionsverlauf
Der
Renault Clio V6 wurde im Jahre 1998 auf dem Pariser Automobilsalon
vorgestellt. Die Resonanz des Publikums auf das aussergewöhnliche
Fahrzeug war so groß, dass 3 Jahre später die Serienproduktion
angesetzt wurde. So
setzte der Clio V6 das Erbe des legendären Renault R5 Turbo fort,
welcher in den
1980er Jahren als Homologationsmodell für die Rallyeweltmeisterschaft
auf den Markt kam. Die Fertigung übernahm die Firma TWR (Tom Walkinshaw
Racing) mit Produktionsstandort in Schweden. Das Fahrzeug beruht
auf der abgeänderten Plattform des Renault Clio der 2. Generation (Typ
B), hat mit seinen schwächeren Brüdern aber nur wenige Gemeinsamkeiten.
Um ein hohes fahrdynamisches Potential zu erreichen, wurde die
Antriebseinheit kurzerhand in der Mitte des Fahrzeugs positioniert.
Dadurch entfiel die Rücksitzbank, was das Fahrzeug zu einem reinen
2-Sitzer machte. Durch diese Motoradaption waren weitere umfangreiche
Umbaumaßnahmen notwendig. So wurde die Karosserie deutlich verbreitert
und mit seitlichen Kühllufteinlässen versehen. Die Spurweite wurde vergrößert. Durch die weit
ausgestellten Kotflügel konnte zudem eine deutlich größere
Rad-/Reifenkombination verwendet werden.
Für die Motorisierung selbst wurde ein 2946 ccm großer 60° V6 Motor mit
4-Ventiltechnik verwendet, welcher auch im Renault Laguna zum Einsatz kam. Dieser wurde jedoch umfassend
überarbeitet und leistete in der 1. Generation 226 PS bei 6000 U/min,
sowie 300 Nm bei 3750 U/min. Dies genügte für sowohl in längs-, als
auch in querdynamischer Hinsicht sehr sportliche Fahrleistungen (siehe
Tabelle "Fahrleistungen").
Wegen einiger Schwachstellen, von denen später noch berichtet
wird, wurde das Fahrzeug im Jahre 2003 nochmals umfassend überarbeitet.
Neben leichten Designänderungen, wurde die Leistung des Motors mit
Hilfe der Firma Porsche deutlich
gesteigert. Diese wurde durch eine komplette Überarbeitung des
Zylinderkopfes und der Ansaugwege in Bezug auf Strömungsoptimierung
erreicht. Des weiteren wurden eine optimierte Einlassnockenwelle, sowie
stärkere Ventilfedern verwendet. Auch die Verdichtung wurde leicht
erhöht. So stieg die Motorleistung auf 254 PS
bei 7150 U/min. Dies genügte für nochmals deutlich verbesserte
Beschleunigungswerte, sowie für eine Höchstgeschwindigkeit von fast 250
Km/h. Und dies trotz des relativ schlechten Luftwiderstandsbeiwertes
(cw-Wert) von 0,37. Damit war der Clio V6 bei seinem Erscheinen der
stärkste in Serie produzierte Kleinwagen der Welt.
Auch fahrdynamisch wurde der Wagen umfassend
überarbeitet um die aktive Fahrsicherheit, sowie die
Lastwechselreaktionen zu optimieren. Dazu konstruierte man die größten
Teile der Hinterachse neu. Die Hinterräder wurden leicht nach
hinten
versetzt, um einen größeren Radstand zu erreichen. Des weiteren
fanden nun größere und breitere Räder Verwendung. Auch die Spurweite
der Vorderachse wurde leicht erhöht. Die fahrdynamischen Auswirkungen
dieser Maßnahmen sind im Abschnitt "Fahrverhalten" genauer beschrieben.
Die Produktion des "Phase II" - Modells wurde nun im ehemaligen
Alpine-Werk in Dieppe (Frankreich) vorgenommen. Sowohl das "Phase I" -
Modell, als auch das "Phase II" -Modell wurden in Handarbeit gefertigt. Zur Serienausstattung gehörten: Klimaautomatik, Licht- und Regensensor,
elektrische Fensterheber, Bordcomputer, Radio mit CD-Player und
Aluminiumfelgen.
Die Bilder wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Ilhan
Danaci. Vielen Dank und herzliche Grüße nach Baden-Württemberg.
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Der Renault Clio V6 Phase II in Titanium-Silber
Die deutlich verbreiterten Kotflügel decken 18 Zoll große Räder ab
Der kurze Radstand macht den Clio V6 sehr agil in engen Kurven
Der Renault Clio V6 24V in der 1. Generation (Phase I)
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Die verbreiterte Karosserie lässt den Renault Clio V6 sehr potent wirken |
Daten
(Herstellerangaben) | Motor: | 6-Zylinder
60°V-Motor, mittig und quer zur Fahrtrichtung eingebaut, 4
obenliegende
Nockenwellen, 24 Ventile, Bohrung x Hub: 87,0 mm x
82,6 mm, Hubraum: 2946 ccm, Zahnriemensteuerung,
elektronische Benzineinspritzung | Leistung: | Phase I: 166 kW/ 226 PS bei 6000 U/min Phase II: 187 kW/ 254 PS bei 7150 U/min | Leistungsgewicht (optimal): | 5,6 kg/PS | Drehmoment: | Phase I: 300 Nm bei 3750 U/min Phase II: 300 Nm bei 4650 U/min
| Antriebskonzept: | Mittelmotor, Heckantrieb, 6-Gang Schaltgetriebe | Abmessungen: | Länge
x Breite x Höhe: Phase I: 3804 mm x 1810 mm x 1356 mm Phase II: 3841 mm x 1830 mm x 1351 mm
| Tankinhalt: | 61 Liter | Leergewicht: | Phase I: 1381 kg Phase II: 1419 kg
| Bauzeitraum: | 2001 - 2005
| Stückzahlen: | Phase I: 1513 Stk. Phase II: 1309 Stk.
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Mängel, Probleme und Schwachstellen
Der
Renault Clio V6 gilt als sehr zuverlässig und leistet sich wenige
Schwächen. Typisch für Renault-Fahrzeuge gibt es jedoch Schwierigkeiten
mit den Zündspulen. Dieses Problem äußert sich insbesondere in einem
unrunden Motorlauf, sowie unsauberem Hochdrehen. Dazu kommt ein
deutlicher Leistungsverlust. Der Ersatz der Spulen ist zwar
vergleichsweise günstig, sollte der Fehler aber zu spät bemerkt oder
die Reparatur auf die lange Bank geschoben werden, kann es zu
schwerwiegenden Folgen kommen. Dazu gehören defekte Katalysatoren,
aufgrund von unverbranntem Kraftstoff im Abgasstrang, sowie verbrannte
Ventile aufgrund von Temperaturspitzen im Brennraum (bei zeitweise
aussetzenden Spulen).
Neben einer als "übersensibel" geltenden Alarmanlage, gibt es auch
gelegentlich Probleme mit der Wegfahrsperre des Fahrzeugs. Hier
ist nicht selten der Weg zur Renault-Vertragswerkstatt zwecks
Neuprogrammierung und/oder Ersatz einzelner Bauteile unumgänglich.
Die häufig monierten fahrdynamischen Schwierigkeiten beziehen sich
hauptsächlich auf die "Phase I" - Modelle. Diese leiden unter heftigen
Lastwechselreaktionen, welche ungeübte Piloten vor gewaltige Probleme
stellen können. Wer die Kurvengeschwindigkeit zu hoch wählt und dann in
der Kurve das Gas plötzlich wegnehmen muss und bremst, dem wird ein nur
sehr schwer zu handhabendes Giermoment aufgezwungen, welches nicht
selten in der "Kaltverformung" des Clio V6 endet. Dieses Problem
verschärft sich noch deutlich, wenn auf Vorder- und Hinterachse
verschiedene Profile gefahren werden. Vor Mischbereifung muss also
deutlich gewarnt werden. Die "Phase II" - Modelle sind hier durch die
im Abschnitt "Entwicklungsgeschichte und Produktionsverlauf" genannten Maßnahmen aber handzahmer und ermöglichen eine deutlich gesteigerte Fahrsicherheit.
Die Unterhaltskosten für das Fahrzeug liegen deutlich über denen der
kleineren Clio-Versionen. Dieser Umstand ist nicht zuletzt durch den
Verbau der Antriebseinheit in der Mitte bedingt, welcher jegliche Arbeiten am
Motor deutlich umständlicher und damit zeitaufwendiger macht. So
schlägt beispielsweise der alle 120.000 km (oder alle 5 Jahre) fällige
Zahnriemenwechsel mit ca. 1500 Euro zu Buche. Auch der Reifenverschleiß
an der Vorderachse muss als überdurchschnittlich hoch bezeichnet
werden. Diese Tatsache gründet sich auf den hohen Negativsturz, welcher
der Hersteller aus fahrdynamsichen Gründen vorgibt. Die
Alltagstauglichkeit des Clio V6 ist konzeptbedingt ebenfalls
eingeschränkt. Neben nur 2 vorhandenen Sitzplätzen, fällt das
Kofferraumvolumen sehr gering aus. Waschechte Sportwagenenthusiasten
stört dieser Umstand natürlich nur wenig.
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Das Clio V6 - Cockpit ist übersichtlich, Haptik und Wertanmutung können jedoch den exklusiven äußeren Eindruck nicht fortsetzen
Das Mittelmotorkonzept sorgt für fahrdynamische Qualitäten - aber auch für geringes Kofferraumvolumen
Einen kleinen Kofferraum gibt es allerdings unter der Fronthaube
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| Fahrleistungen ermittelt von der Zeitschrift (Werbung wg. Verlinkung) sport auto
| Höchstgeschwindigkeit:
| Phase I: 224 km/h Phase II: 245 km/h | Beschleunigung Phase I:
| 0-100 km/h: 6,7 sek. 0-160 km/h: 17,1 sek. 0-180 km/h: 22,4 sek.
| Hockenheim, kleiner Kurs Phase I: | 1.20,2 min | Beschleunigung Phase II: | 0-100 km/h: 5,9 sek. 0-160 km/h: 14,3 sek. 0-180 km/h: 18,6 sek. | Hockenheim, kleiner Kurs Phase II: | 1.20,0 min | Fahrwerk (Herstellerangaben) | Radaufhängung vorne / hinten: | Einzelradaufhängung an McPherson Federbeinen, Dreiecksquerlenker, Stabilisator/ Einzelradaufhängung an McPherson Federbeinen, Dreiecksquerlenker, Stabilisator
| Rad-/Reifenkombination: vorne / hinten: | Phase I: 205/50R17 auf Aluminiumfelge 7,0Jx17/ 235/45R17 auf Aluminiumfelge 8,5Jx17 Phase II: 205/50R18 auf Aluminiumfelge 7,0Jx18/ 245/40R18 auf Aluminiumfelge 8,5Jx18
| Bremsen (Herstellerangaben) | Unterdruckbremskraftverstärker, ABS, Bremsscheiben rundum mit Innenbelüftung, Ø vorne /
hinten: 330 mm / 300 mm, 4-Kolben Festsättel vorne, 2-Kolben Bremssättel hinten
| Fahrverhalten (Kurzbetrachtung) ...
Fahrbericht MG TF 160: Fahrwerk/Fahrverhalten - weiter lesen auf FOCUS
Online:
http://www.focus.de/auto/fahrberichte/tid-6292/fahrbericht-mg-tf-160_aid_60794.htm ...
Fahrbericht MG TF 160: Fahrwerk/Fahrverhalten - weiter lesen auf FOCUS
Online:
http://www.focus.de/auto/fahrberichte/tid-6292/fahrbericht-mg-tf-160_aid_60794.htm Die
fahrdynamische Betrachtung offenbart eine wenig Rückmeldung bietende
Servolenkung, welche das Gefühl vermittelt, ein deutlich schwereres
Fahrzeug zu bewegen. Zudem ist der Wendekreis mit 13 m sehr hoch. Das
Fahrwerk ist im "Phase I" - Modell deutlich weicher als bei der "Phase
II", bietet aber in beiden Fällen ein präzises Handling und ermöglicht
hohe Kurvengeschwindigkeiten. Die Auslegung ist grundsätzlich
untersteuernd. Insbesondere beim "Phase I" - Modell muss bei
plötzlichen
Lastwechseln aber mit heftigen Heckschwüngen gerechnet werden (siehe "Mängel, Probleme und Schwachstellen").
Bei Nässe sollte man bei beiden Modellen besondere Vorsicht walten
lassen. Die Fahrleistungen sind insbesondere beim überarbeiteten "Phase
II" - Modell hervorragend. Die Sitze bieten ausreichenden Seitenhalt,
wenngleich die Sitzposition recht hoch ist. Der Motorsound ist
omnipräsent und auf gutem Sportwagenniveau.
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| Fazit und Kaufberatung
Der
Renault Clio V6 war schon zu Produktionszeiten ein Klassiker. Sein
aussergewöhnliches Design, sowie seine guten Fahrleistungen machen ihn
zu einem der begehrtesten französischen Sportwagen auf dem Markt. Als
Kaufempfehlung gilt aber ganz klar die "Phase II" des Modells, welche
auch für ungeübte Sportfahrer deutlich einfacher zu handlen und damit
schneller zu bewegen ist als die erste Version. Aufgrund der geringen
Produktionszahlen und des aussergewöhnlichen Fahrzeugkonzepts, sind
aber beide Versionen als Sammlerstück mit Wertsteigerung zu empfehlen.
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