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Lotus Elise S1
Kapitel I
Zahlen & Fakten
Entwicklungsgeschichte und Produktionsverlauf

Die Lotus Elise wurde der Weltöffentlichkeit im Jahre 1995 auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt vorgestellt. Das Konzept konnte nur als revolutionär bezeichnet werden und sollte den Beginn einer bis heute andauernden Erfolgsgeschichte darstellen. Durch konsequenten Leichtbau, sowie den Verzicht auf jeglichen Luxus, entstand ein leichtes und agiles Sportfahrzeug, welches vielen deutlich stärker motorisierten Sportwagen sprichwörtlich "um die Ohren" fuhr. Die Firma Lotus Cars in Hethel (England), welche seit Anbeginn für ihre revolutionären Leichtbaukonzepte berühmt war, setzte damit ein deutliches Zeichen gegen den sich damals bereits abzeichnenden Trend zu immer schwereren und luxuriöser ausgestatten Sportwagen.
 Die Konstruktion der Elise beruht auf einem Kastenrahmen, welcher sich aus geklebten und genieteten Aluminiumprofilen zusammensetzt. Die darauf aufbauende Karosserie besteht komplett aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GfK). Auch vor der Bremsanlage  machte der konsequent durchgeführte Leichtbau nicht Halt. So bestehen die vorderen Bremssättel aus Aluminium und die Bremsscheiben aus einem Aluminium-Verbundwerkstoff welcher als MMC bezeichnet wird (Metal Matrix Composite). Dies sorgte zudem für eine Reduktion der ungefederten Massen. Die MMC-Bremsscheiben wurden jedoch im Laufe der Produktion ab Juni 1998 aus Kostengründen gegen eine Stahlversion ersetzt. Auch der zu Beginn der Produktion aus Aluminium bestehende Motordeckel, wurde im späteren Verlauf gegen eine noch leichtere GfK-Version ersetzt. Für die Motorisierung wurde ein 1,8 Liter 4-Zylindermotor gewählt, welcher der Rover K-Serie entlehnt wurde. Dieser fand seinen Platz mittig vor der Hinterachse, was sowohl den quer-, als auch den längsdynamischen Qualitäten des Wagens zu gute kam. Bereits die  Einstiegsmotorisierung von 120 PS sorgte für ein Leistungsgewicht von ca. 6 kg/PS und damit für sehr sportliche Fahrleistungen. Als dennoch der Ruf der neu gewonnenen Kundschaft nach mehr Leistung größer wurde, entwickelte man bald verschiedene leistungsoptimierte Derivate (siehe Tabelle "Daten") auf der Grundlage des Rover K-Serie Motors. Diese verbesserten auch aufgrund von Fahrwerks- und Getriebeoptimierungen die Fahrleistungen der Elise nochmals deutlich und machten sie zumindest auf der Rundstrecke und auf engen Landstraßen zu einem ernsthaften Gegner für den Porsche 911 Carrera. Im Jahre 2000 wurde die Produktion zugunsten der überarbeiteten und mit S2 gekennzeichneten Version eingestellt. 
Zur Serienausstattung gehörten: Aluminiumfelgen, ein 5-Gang Schaltgetriebe sowie Schalensitze.
Die Bilder wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Frank Grözinger.



Lotus Elise S1 vorne links
Die Lotus Elise S1 (Typ 111)




Lotus Elise S1 rechts
Der kurze Radstand macht die Elise sehr agil in engen Kurven




Lotus Elise S1 hinten rechts
Der Heckdiffusor unterstützt die Auftriebsreduktion an der Hinterachse
Lotus Elise S1 vorne
Die großen Luftauslässe in der
Frontklappe dienen der Kühlerablüftung




Lotus Elise S1 hinten
Die recht große Spurweite unterstützt die
querdynamischen Qualitäten der Elise
Daten 
(Herstellerangaben)
Motor:4-Zylinder Reihenmotor, mittig und quer zur Fahrtrichtung eingebaut, doppelte obenliegende Nockenwellen, 16-Ventile, Bohrung x Hub: 80,0 mm x 89,3 mm, Hubraum: 1796 ccm, Zahnriemensteuerung, elektronische Benzineinspritzung
Leistung:S1 (Typ 111):     88 kW/120 PS bei 5500 U/min
S1 Sport 135:   101 kW/137 PS bei 6500 U/min
S1 (Typ 111S): 107 kW/145 PS bei 7000 U/min
S1 Sport 160:   119 kW/162 PS bei 7000 U/min
S1 Sport 190:   142 kW/193 PS bei 7500 U/min
(Anmerkung d. Red.: Die Bezeichnungen Sport 135 / Sport 160 / Sport 190 beziehen sich auf bhp - die Angaben hier wurden in DIN-PS umgerechnet)
Leistungsgewicht:
(optimal)
3,80 kg/PS
Drehmoment:S1 (Typ 111):   165 Nm bei 3000 U/min
S1 Sport 135:   176 Nm bei 5000 U/min
S1 (Typ 111S): 174 Nm bei 4500 U/min
S1 Sport 160:   174 Nm bei 5000 U/min
S1 Sport 190:   203 Nm bei 5750 U/min

Antriebskonzept:Mittelmotor, Heckantrieb, 5-Gang Schaltgetriebe
Abmessungen:Länge x Breite x Höhe:
S1: 3726 mm x 1701 mm x 1201 mm
Tankinhalt:36 / 40 Liter
Leergewicht:S1 (alle Modelle): ca. 730 kg
Bauzeitraum:S1: 1995 - 2000
Stückzahlen:S1 (Typ 111):   8646 Stk.  
S1 Sport 135:       85 Stk.
S1 (Typ 111S): 1483 Stk.
S1 Sport 160:     311 Stk.
S1 Sport 190:       33 Stk.

Mängel, Probleme und Schwachstellen

Die Lotus Elise S1 erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Dies gründet sich nicht zuletzt auch auf die recht robuste Technik, die hier Verwendung fand. Ein paar Problemstellen sollten aber jedem potentiellen Elise-Käufer bekannt sein. So gab es des öfteren Probleme mit der Zylinderkopfdichtung. Aufgrund des Verbaus des Motors in der Mitte des Fahrzeugs, heizt sich dieser recht schnell auf. Dazu scheint das Kühlsystem nicht ausreichend dimensioniert zu sein, um auch an heißen Tagen oder im "Stop and Go"- Betrieb die Kühlmitteltemperatur in üblichen Dimensionen zu halten. Die Folge sind häufig Schäden an der Zylinderkopfdichtung, was einen nicht zu unterschätzenden Zerlege- und Reparaturaufwand nach sich zieht. Aber auch durch konstruktionsbedingte Probleme kann diese Dichtung Schaden nehmen. Um dem in Zukunft vorzubeugen, sollte eine sogenannte MLS-Dichtung (Multi-Layer-Steel) verbaut werden. Des weiteren empfiehlt es sich, auf ausreichende Warm- und Kaltfahrphasen zu achten. Auch der Verbau eines zusätzlichen Ölkühlers kann die Temperaturspitzen etwas reduzieren. Ansonsten gelten die Motoren aber als standfest und dauerhaltbar und ermöglichen auch hohe Kilometerleistungen ohne Probleme.
  Ein weiteres Problem betrifft den Wasserkühler der Elise. Dieser kann mit den Jahren undicht werden und sorgt so für Kühlmittelverlust und damit für eine mögliche weitere Verschärfung des oben genannten ZKD-Problems. Ersatzteile aus Aluminium sind auf dem Markt für akzeptable Preise zu erstehen.
  Auch fahrwerksseitig sollte auf einiges geachtet werden. So können die hinteren Spurstangen im Fahrbetrieb brechen. Der Grund hierfür dürfte wohl in einer nicht ausreichenden Dimensionierung der selbigen begründet liegen. Aber auch eine hohe Belastung durch häufigen Rennstreckenbetrieb kann den Bruch der Stangen beschleunigen. Es empfiehlt sich demnach, die Spurstangen gegen eine erhältliche verstärkte Version zu ersetzen. Auch der Stahblechhilfsrahmen sollte einer regelmäßigen Begutachtung unterzogen werden. Hier ist ebenfalls auf Rissbildung im Bereich der Verschraubungen der unteren Querlenkern zu achten. Aufgrund der häufigen Verwendung auf Rennstrecken, wofür dieses Fahrzeug nunmal hervorragend geeignet ist, sollte auch unbedingt auf Rahmenschäden geachtet werden. Ist dieser verzogen oder gebrochen, so liegt in den meißten Fällen ein Totalschaden vor. Eine Reparatur, so sie überhaupt möglich ist, darf nur vom Hersteller selbst, oder von wenigen autorisierten Fachwerkstätten erfolgen. Jedoch ist faktisch weder Lotus selbst, noch eine andere Firma zum gegenwärtigen Zeitpunkt hierzu in der Lage.
  Auf veränderte Fahrwerkseinstellungen sowie Komponenten reagiert die Elise mit stark differierendem Fahrverhalten. Deshalb empfiehlt es sich, um unberechenbaren Fahrzuständen vorzubeugen, bei möglichen Fahrwerksoptimierungen einen Fachmann einzuschalten, welcher das Fahrzeug entsprechend einstellt.
  Die Bremsanlage der Elise scheint den üblichen Belastungen durchaus gewachsen zu sein. Lediglich den MMC-Bremsen wird eine mangelnde thermische Stabilität unter harten Belastungen, sowie ein gewöhnungsbedürftiges Nassbremsverhalten nachgesagt. Dafür erfreuen sie mit überdurchschnittlich hohen Laufleistungen.

  Falls die Elise häufig auch bei Regenwetter, oder schlimmer noch im Winter bewegt wurde, ist auch auf den Stahltank ein Augenmerk zu legen. Das ein solcher durchrostet ist kein seltenes Problem unter den genannten Voraussetzungen.
  Als potentieller Elise-Käufer sollte man sich zudem im Klaren darüber sein, dass das Verdeck nicht über die Dichtigkeit verfügt, die man normalerweise von einem Premium-Sportwagen erwarten würde. Des weiteren erscheint die Montage des Verdecks ein großes Fehlerpotential zu bieten. Hier ist insbesondere auf das sorgsame Einstecken der Dachholme zu achten, um die Dichtungslippe zum Scheibenrahmen hin nicht zu beschädigen.
Lotus Elise S1 Cockpit
Nur das Nötigste fand im Elise-Cockpit Platz


Lotus Elise S1 Motor
Der Rover K-Serie Motor sorgte für
Standfestigkeit und gute Fahrleistungen


Lotus Elise S1 Kofferraum
Nichts für ausgedehnte Urlaubsreisen: der Kofferraum
der Elise wird auch als "Handschuhfach" bezeichnet


Lotus Elise S1 Frontklappe
Der liegende Wasserkühler ist der geringen Bauhöhe geschuldet
Kapitel II
Fahrdynamik
Fahrleistungen
ermittelt von der Zeitschrift (Werbung wg. Verlinkung) sport auto
Höchstgeschwindigkeit (Herstellerangaben) 
S1 (Typ 111 / 120 PS):
202 km/h
Beschleunigung:
S1 (Typ 111 / 120 PS)
0-100 km/h:   6,5 sek.
0-160 km/h: 18,6 sek.  
Fahrwerk
(Herstellerangaben)
Radaufhängung
vorne / hinten:
Einzelradaufhängung an Doppelquerlenkern, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Stabilisator /
Einzelradaufhängung an oberen Dreiecksquerlenkern und unteren Schräg-, und Querlenkern, Schraubenfedern, Stoßdämpfer
Rad-/Reifenkombination:
vorne / hinten (Elise S1, Typ 111):
185/55 R15 auf Aluminiumfelge 5,5Jx15
205/50 R16
auf Aluminiumfelge 7,5Jx16
Bremsen
(Herstellerangaben)
Bremsscheiben rundum mit Innenbelüftung , Ø vorne und hinten: 282 mm (MMC), 288 mm (Stahl) , 2-Kolben Festsättel vorne, 1-Kolben Schwimmsattel hinten
Fahrverhalten
(Kurzbetrachtung)
Die fahrdynamische Betrachtung offenbart eine sportlich direkte Lenkung, welche sehr viel Rückmeldung von der Straße liefert. Aufgrund der fehlenden Servounterstützung müssen im Stand jedoch hohe Betätigungskräfte aufgebracht werden. Das Fahrwerk ermöglicht ein präzises Handling und hohe Kurvengeschwindigkeiten. Die Abstimmung des selbigen wird jedoch häufig als zu weich beschrieben. Der Grenzbereich ist mittelmotortypisch sehr schmal ausgelegt. Aufgrund des so gut wie nicht vorhandenen Dämmaterials ist das Geräuschniveau im Innenraum recht hoch. Dies unterstützt jedoch den sehr puristischen Gesamteindruck des Fahrzeugs. Beim Bremsen insbesondere auf nasser Fahrbahn ist Vorsicht geboten. Aufgrund des nicht vorhandenen ABS und der recht leichten Vorderachse ist die Blockierneigung hoch. Der Auspuffsound der Serienanlage ist eines Sportfahrzeugs nicht würdig und bietet großes Optimierungspotential.
Fazit und Kaufberatung
Die Lotus Elise hat sich binnen kürzester Zeit einen festen Käuferkreis erschlossen. Das Fahrzeug bietet so puristisches Fahrvergnügen, wie kein zweiter Sportwagen unserer Zeit. Zudem hat die Elise wenige Schwächen und verfügt über eine gute Ersatzteilversorgung. Ein vergleichbares Fahrzeug ist in dieser  Preisklasse auf dem Markt (neben dem Opel Speedster) nicht zu finden.  Entsprechend werden bereits Liebhaberpreise gezahlt. Eine weitere Preissteigerung ist aber aufgrund der geringen Produktionszahlen durchaus zu erwarten.

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