Lancia Delta HF Integrale
Kapitel I
Zahlen & Fakten |
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Entwicklungsgeschichte
und
Produktionsverlauf
Das
Jahr 1987 markiert die Geburtsstunde einer Legende: der Lancia Delta HF
Integrale erblickte das Licht der Welt. Basierend auf der 1979
erschienenen, und von Giorgetto Giugiaro gezeichneten,
Mittelklasselimousine Lancia Delta, entstand ein Fahrzeug, welches
die
Rallyeweltmeisterschaft über Jahre hinweg domninieren sollte. Sechsmal
in Folge gelang ihm hier der Gesamtsieg, was bis heute einen
ungeschlagenen Rekord darstellt. Die Grundkonstruktion war baugleich
mit der, des Lancia Delta HF 4WD, welcher im Herbst 1986 auf den Markt
kam. Jedoch erfuhr das Fahrzeug einige tiefgreifende Veränderungen,
welche die als "Integrale" bezeichneten Modelle kennzeichnen. Sehr
prägnant erscheinen hier die Kotflügelverbreiterungen, welche für die
Aufnahme der vergrößerten Rad-/Reifenkombination notwendig waren. Des weiteren wurden die Stoßfänger, sowie die Schwellerverkleidungen überarbeitet.
Aber
auch die Bremsen und das Fahrwerk erfuhren einige Optimierungen in
Bezug auf die fahrdynamischen Fähigkeiten des Fahrzeugs. Der verwendete
2,0-Liter-Vierzylindermotor wurde mit einem größeren Abgasturbolader
versehen, welcher die Motorleistung auf 185 PS steigerte. Zudem wurden
Lufteinlässe
in die Motorhaube eingebracht, welche der thermischen Entlastung des
Antriebsaggregats dienten. Diese Maßnahmen resultierten in einem
Luftwiderstandsbeiwert von 0,415, welcher auch bereits zu dieser Zeit
als eher mittelmässig bezeichnet werden musste. Für das Erreichen hoher
Endgeschwindigkeiten, war der Lancia Delta HF Integrale jedoch sowieso nie
konzipiert worden. Der Focus lag eher auf guten Beschleunigungs- und
Durchzugswerten, sowie hohen erreichbaren Kurvengeschwindigkeiten.
Unterstützend wirkte hier der permanente Allradantrieb, welcher über
ein zentrales Planetengetriebe mit Viscosperre, sowie ein
Torsen-Differential an der Hinterachse verfügte. Die Kraftverteilung
erfolgte zu 47 % an die Vorderachse und zu 53 % an die Hinterachse.
Im Laufe der Produktion wurde einige Änderungen vorgenommen, um das
Fahrzeug in Auslandsmärkten zulassungsfähig zu halten. So wurde eine
Version mit geregeltem Katalysator angeboten, welche nurmehr über 177
PS verfügte. Parallel dazu wurde eine Version mit 16-Ventil
Zylinderkopf vorgestellt. Die Motorleistung stieg hier auf 200 PS. Um
für dieses Aggregat Platz zu schaffen, musste die Motorhaube
ausgestellt werden.
Ab 1991 startete Lancia eine neue Modelloffensive.
Das Fahrzeug wurde umfangreich überarbeitet und fortan als "Evoluzione"
bezeichnet. Neben nochmals weiter ausgestellten Kotflügeln und einer
verbreiterten Spur, erfuhr das
Modell mit 16-Ventil Zylinderkopf eine weitere Leistungssteigerung auf
210 PS. Eine spätere Evolutionsstufe leistete mit Katalysator sogar 215
PS. Dazu wurde die Auspuffanlage in ihrem Durchmesser vergrößert. Eine
"Overboost"-Funktion" im Steuergerät sorgte sogar kurzzeitig für noch
mehr Leistung und Drehmoment durch die Erhöhung des Ladedrucks um 0,2
bar. Zur verbesserten Kühlung wurde auch die Wölbung in der Motorhaube
überarbeitet und mit geänderten Lufteinlässen versehen. Des weiteren
fand ein 3-fach verstellbarer Heckspoiler Verwendung. Auch die
Bremsanlage wurde optimiert und verzögerte nun mit Festsätteln von
Brembo an der Vorderachse. Über ein besonderes "Gimmick" verfügten die
ersten Homologationsmodelle des Evo 16V. Bei diesen wurde eine
Wasserzerstäubung für den Ladeluftkühler installiert. Diese sorgte
durch eine Benetzung der Ladeluftkühleroberfläche mit Wasser während
des "Overboost", für eine gesteigerte Motorleistung durch die stärkere
Abkühlung der Luft. Versorgt wurde das System durch einen Wassersack im
Kofferraum, sowie mittels zweier Pumpen. Im Jahre 1994 wurde die Produktion zugunsten des Nachfolgemodells
eingestellt. Zur Ausstattung gehörten: ABS, Allradantrieb,
Servolenkung, Zentralverriegelung, Klimaanlage (optional), elektrische Fensterheber und
Aluminiumfelgen. |
Der Lancia Delta HF Integrale 16V Evo 2 als Sondermodell "Giallo Ginestra"
220 "Giallo Ginestra" wurden produziert
Die Bezeichnung "Integrale" bedeutet soviel wie "vollwertig und kraftvoll"
Der einstellbare Dachspoiler bietet in der steilsten Einstellung eine deutliche Auftriebsreduktion
| Die Doppelscheinwerfer in Kombination mit der zerklüfteten Front lassen den Lancia Delta sehr aggressiv wirken
Das Heck des Lancia Delta zeigt sich eher unspektakulär |
Daten
(Herstellerangaben) | Motor: | 4-Zylinder
Reihenmotor,
vorn und quer zur Fahrtrichtung eingebaut, 2 obenliegende Nockenwellen,
modellabhängig 8 oder 16 Ventile, Hubraum: 1995 ccm, Bohrung x Hub:
84,0 mm x 90,0
mm, Zahnriemensteuerung, elektronische Benzineinspritzung,
Abgasturbolader, Luft-/Luft-Ladelufkühlung
| Leistung: | 8V: 136kW/185PS bei 5300 U/min 16V: 147kW/200PS bei 5500 U/min 8V KAT: 130kW/177PS bei 5250 U/min EVO I 16V: 154kW/210PS bei 5750 U/min EVO I 8V KAT: 130kW/177PS bei 5250 U/min EVO II 16V KAT: 158kW/215PS bei 5750 U/min | Leistungsgewicht: | EVO II 16V KAT: 6,0 kg/PS | Drehmoment: | 8V: 304 Nm bei 3500 U/min 16V: 298 Nm bei 3000 U/min 8V KAT: 293 Nm bei 2750 U/min EVO I 16V: 298 Nm bei 3500 U/min EVO I 8V KAT: 293 Nm bei 2750 U/min EVO II 16V KAT: 315 Nm bei 2500 U/min
| Antriebskonzept: | Frontmotor, Allradantrieb, 5-Gang Schaltgetriebe | Abmessungen: | Länge
x Breite x Höhe: 3900 mm x 1701 mm x 1365 mm Länge
x Breite x Höhe EVO-Modelle: 3900 mm x 1770 mm x 1365 mm
| Tankinhalt: | 57 Liter | Leergewicht: | ca. 1300 kg
| Bauzeitraum: | 1987 - 1994
| Stückzahlen: | 8V:
9841 Stk. 16V:
12860 Stk. 8V KAT: 2700 Stk. EVO I 16V: 2000 Stk. EVO I 8V KAT: 4650 Stk. EVO II 16V KAT: 1224 Stk. Sondermodelle insgesamt: 2580 Stk.
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Mängel, Probleme und Schwachstellen
Der
Lancia Delta HF Integrale kann bei korrekter Behandlung ein Fahrzeug sein,
dass sowohl Fahrspaß, als auch echtes "Rallye-Feeling" vermittelt.
Etwas "leidensfähig" sollten seine Besitzer dennoch sein, denn der
Wagen hat einige Schwachstellen, die nicht zuletzt auch altersbedingt
zutage treten können.
Häufig moniert wird die Elektrik des Delta HF Integrale. Hier können sich
diverse Probleme ergeben, die nicht selten ihre Ursache in einem
schlechten Masseanschluss haben. Des weiteren neigen die elektrischen
Fensterheber und der Lenkstockschalter dazu, ihren Dienst zu
quittieren. Ebenso sollte das Heizungsgebläse vor einem Kauf auf seine
Funktion überprüft werden. Hier kann es zu einem Ausfall oder
Klappergeräuschen kommen.
Ein weiteres Augenmerk sollte auf mögliche Korrosion gelegt werden.
Davon betroffen sind insbesondere der vordere Scheibenrahmen, die
Radhäuser, die Schweller und Wagenheberaufnahmen, die
Dachabschlußkante, sowie die unteren Türkanten.
Auch der Motor sollte genau inspiziert werden. Denn insbesondere bei
mangelnder Wartung und lange hinausgezögerten Ölwechselintevallen, gibt
es Probleme mit eingelaufenen Kurbelwellenhauptlagern, Pleuellagern
(alle 60tkm wechseln) und verschlissenen Nockenwellen. Natürlich gilt
zudem wie bei allen Turbomotoren: ausreichende Warm- und Kaltfahrphasen
verlängern das Leben von Lader und Motor deutlich. Ein
konstruktives Problem betrifft das 16-Ventil Modell des Delta
Integrale. Hier wurde der Auspuffkrümmer nach oben verlegt und läuft
nun direkt an den Auslassventilen des 4. Zylinders entlang. Durch die
dadurch entstehende große Hitzeentwicklung, verbrennen diese jedoch mit der Zeit. Viele Delta
Integrale 16V - Eigner, haben die Schwachstelle durch den Einbau eines
Fächerkrümmers beseitigt.
Ein weiteres Augenmerk sollte auf Undichtigkeiten des Antriebsstrangs
gelegt werden. Hier betroffen sind häufig die Dichtungen von Getriebe
und hinterem Torsen-Differential. Diese härten vor allem durch
mangelnde Bewegung des Fahrzeugs aus und müssen ersetzt werden.
Potentielle Delta HF Integrale - Eigner sollten sich auch darüber im
Klaren sein, dass die modellspezifischen Ersatzteile große Löcher ins
Portemonnaie reißen können. Zudem liegt der Verbrauch des Fahrzeugs im
Schnitt bei 13-14 Litern. Wird der Wagen richtig "rangenommen", können
auch schnell mal 20 Liter Kraftstoff durch die Brennräume fließen.
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Kantige Formen und eine Vielzahl von Anzeigen kennzeichnen das Cockpit
Den potenten Zweiliter-Vierzylinder ziert ein roter Ventildeckel
Der Kofferraum des Lancia Delta HF Integrale steht den "zahmeren" Modellen in nichts nach
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| Fahrleistungen ermittelt von der Zeitschrift (Werbung wg. Verlinkung) sport auto (Lancia Delta HF Integrale 16V Evo MJ. 1992)
| Höchstgeschwindigkeit:
| 218 km/h | Beschleunigung:
| 0-100 km/h: 6,4 sek. 0-200 km/h: 41,2 sek.
| Hochenheim, kleiner Kurs: | 1.23,7 min | Fahrwerk (Herstellerangaben) | Radaufhängung vorne / hinten: | Einzelradaufhängung an unterem Querlenker, McPherson-Federbeine, Stabilisator/ Einzelradaufhängung an unterem Querlenker, McPherson-Federbeine, Stabilisator | Rad-/Reifenkombination vorne / hinten: | 205/45R16 auf Aluminiumfelge 7,5Jx16/ 205/45R16 auf Aluminiumfelge 7,5Jx16
| Bremsen (Herstellerangaben) | Unterdruckbremskraftverstärker, ABS, Bremsscheiben rundum, vorne innenbelüftet, hinten massiv, Ø vorne /
hinten: 281 mm / 251 mm
| Fahrverhalten (Kurzbetrachtung) ...
Fahrbericht MG TF 160: Fahrwerk/Fahrverhalten - weiter lesen auf FOCUS
Online:
http://www.focus.de/auto/fahrberichte/tid-6292/fahrbericht-mg-tf-160_aid_60794.htm ...
Fahrbericht MG TF 160: Fahrwerk/Fahrverhalten - weiter lesen auf FOCUS
Online:
http://www.focus.de/auto/fahrberichte/tid-6292/fahrbericht-mg-tf-160_aid_60794.htm Die
fahrdynamische Betrachtung offenbart ein sportlich straffes Fahrwerk.
Unter Last neigt der Delta Integrale zum Untersteuern. Abrupte
Lastwechsel werden jedoch mit einem starken Übersteuern quittiert. Die
Beschleunigung ist, nach Überwinden des Turbolochs, sehr gut und lässt
kaum Wünsche offen. In Verbindung mit dem hecklastig ausgelegten
Allradantrieb, kommt echtes Rallye-Feeling auf. Die Bremsanlage zeigt
sich standfest und allen gängigen Fahrzuständen gewachsen. Der
Auspuffsound ist unauffällig und lässt deutliches
Optimierungspotential übrig. |
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| Fazit und Kaufberatung
Die
Legende lebt! Der Bann des Lancia Delta HF Integrale ist ungebrochen. Sein
extravagantes Äußeres, in Kombination mit seiner rallyeähnlichen
Performance, hat ihm eine dauerhafte Fangemeinde beschert. Wer die oben
genannten Schwachstellen im Blick behält, wird mit einer durchaus
standfesten Technik und langer Lebensdauer belohnt. Die Preise sind
jedoch seit einigen Jahren im Aufwind (Stand 9/2017). Insbesondere die
Evo-Modelle kratzen nicht selten an der 100.000 Euro-Marke. Die
"zahmeren" Modelle, lassen sich aber noch zu moderaten Preisen erwerben. |
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