Ford Escort RS Cosworth
Kapitel I
Zahlen & Fakten |
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Entwicklungsgeschichte
und
Produktionsverlauf
Der Ford Escort RS Cosworth kam im Jahre 1992 als Homologationsmodell für die Gruppe A der Rallyeweltmeisterschaft (WRC - "World Rally Championship") auf den Markt. Aufgrund
der Tatsache, dass der Sierra Cosworth sich als nicht mehr
konkurrenzfähig zu den kürzeren und wendigeren Lancia Delta Integrale
und anderen erwiesen hatte, war Ford gezwungen, ein neues Fahrzeug zu
konstruieren. So wurde kurzerhand die Bodengruppe des Sierra Cosworth
bei Ford Motorsport (Abteilung SVE - Special Vehicle Engineering) gekürzt,
um die Karosserie des Escort Mk. V
tragen zu
können. Diese Karosserie bekam zudem ausgestellte Kotflügel, um
eine
größere Spurweite zu realisieren, sowie eine breitere
Rad-/Reifenkombination aufnehmen zu können. Luftauslässe wurden zur
Unterstützung der Kühlung in die
Motorhaube integriert. Des
weiteren wurde
ein umfangreiches Aerodynamikpaket, bestehend aus Frontsplitter
und Heckflügel, verbaut. Durch diese gesamten Maßnahmen verschlechterte
sich zwar der Luftwiderstandsbeiwert (CW-Wert) im Vergleich zum
Serien-Escort von 0,34 auf 0,38, gleichermaßen konnte aber ein großer
Abtrieb erzeugt werden, welcher den Wagen bei hohen Geschwindigkeiten
förmlich an den Boden presste. So wurde bei einer Geschwindigkeit von
180 km/h an der Vorderachse ein Abtrieb von 45 N erzeugt. An der
Hinterachse wurden gar 190 N Abtrieb generiert.
Ein permanenter Allradantrieb mit heckbetonter
Auslegung (34 % VA / 66 % HA) , sowie Längs-, und Querdifferential mit
Viskosperre, in Kombination mit dem bewährten 2,0 Liter 16V Turbomotor
(interne Kennung: YBG) der Firma Cosworth (Mike Costin und Keith Duckworth),
rundeten das Gesamtkonzept
ab. 2500 Exemplare dieser ersten Escort RS Cosworth Generation wurden
getreu des WRC Reglements als Straßenfahrzeuge bei Karmann in Osnabrück hergestellt. Zusätzlich
wurden einige "Motorsport"-Versionen aufgelegt, welche über eine nicht
angeschlossene Wassereinspritzung verfügten. Diese war mitsamt
Wassertank im Kofferraum des Fahrzeugs untergebracht.
Gegen Ende 1994 wurde der Escort RS Cosworth noch einmal überarbeitet.
Der große Garrett T35 Turbolader wurde gegen den kleineren und
schneller ansprechenden T25 Lader (auch als HTT bezeichnet, High Torque Turbo)
getauscht. Entsprechend wurde der Auspuffkrümmer überarbeitet und ein
größerer Katalysator montiert. Auch der Zylinderkopf erfuhr eine Optimierung. Hier wurden insbesondere die Ventilführungen zur
Verschleißminderung überarbeitet. Des
weiteren wurden zwei Doppelfunkenzündspulen verbaut, was
die Ausfallsicherheit der Anlage deutlich erhöhte. Zusätzlich
wurde die Motorelektronik mit überarbeiteten Kennfeldern und dem Ford
EEC IV (Electronic Engine Control)
Motorsteuergerät versehen. Eine Ölanspritzung der Kolbenböden wurde
verbaut, um eine bessere Kühlung zu gewährleisten. Dieser Motor
(interne Kennung: YBP) verfügte über die gleiche Leistung wie sein
Vorgänger, stellte sein geringfügig niedrigereres Drehmoment aber
bereits deutlich früher zur Verfügung. Die Ford Escort RS
Cosworth wurden, ihrer ursprünglichen Verwendungsabsicht folgend, sehr
erfolgreich im Motorsport eingesetzt. Hier konnten mehrfache Siege in
der deutschen Rallyemeisterschaft, sowie 8 Siege in der Gruppe A der
WRC verbucht werden. Die Werksangabe für den Sprint auf 100 km/h des
Rallyeescort mit offiziellen und leicht untertriebenen 300 PS lautete:
3 sec. - egal auf welchem Untergrund ! Zur Ausstattung der Straßenversion gehörten: 5-Gang Schaltgetriebe,
Recaro-Sportsitze, Allradantrieb, Drehzahlmesser, Wegfahrsperre, Aluminiumfelgen,
Servolenkung, Zentralverrriegelung, ABS und elektrische Fensterheber. |
Der Ford Escort RS Cosworth in klassichem schwarz
Die Basis bildete der Ford Sierra - deshalb ist der Escort Cosworth 17 cm länger als seine Serienbrüder
Die verbreiterten Kotflügel decken 8x16 Zoll Aluminiumfelgen ab
Der große Heckflügel ist das Markenzeichen des Escort Cosworth - später gab es ihn aber auch ohne
| Die martialische Front sorgt für Überholprestige
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Daten
(Herstellerangaben) | Motor: | 4-Zylinder
Reihenmotor, vorn und längs zur Fahrtrichtung eingebaut, doppelte
obenliegende Nockenwellen, 16-Ventile, Bohrung x Hub: 90,82 mm x 76,95
mm, Hubraum 1993 ccm, Zahnriemensteuerung,
elektronische
Benzineinspritzung, Abagasturbolader 1.Generation: Garrett T35 mit Luft-/Wasser-Ladeluftkühlung Abgasturbolader 2. Generation: Garrett T25 mit Luft-/Luft-Ladeluftkühlung
| Leistung: | 1. Generation: 162 kW/220 PS bei 6250 U/min 2. Generation: 162 kW/220 PS bei 5700 U/min | Leistungsgewicht: | 6,23 kg/PS | Drehmoment: | 1. Generation: 294 Nm bei 3500 U/min 2. Generation: 290 Nm bei 2500 U/min
| Antriebskonzept: | Frontmotor, Allradantrieb, 5-Gang Schaltgetriebe | Abmessungen: | Länge
x Breite x Höhe: 4211 mm x 1738 mm x 1425 mm
| Tankinhalt: | 65 Liter
| Leergewicht: | (RS Cosworth Luxus): 1371 kg
| Bauzeitraum: | 1992 - 1996
| Stückzahlen: | 7145 Stk. |
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Mängel, Probleme und Schwachstellen
Der
Ford Escort RS Cosworth erfreut sich einer großen Fangemeinde. Sein
Turbomotor bietet ein hohes Tuningpotential, welches auch von
vielen Fahrzeugeignern ausgeschöpft wird. Zwar verträgt der
Cosworth-Motor professionell vorgenommenes Tuning gut, trotzdem ist
beim Gebrauchtwagenkauf Vorsicht geboten. Denn die üblicherweise
vorgenommene Erhöhung des Ladedrucks und damit Leistungs- und
Drehmomentsteigerung, führt zu erhöhtem Verschleiß in vielen Bereichen.
Hier sind neben einigen Motorbauteilen auch der gesamte Antriebsstrang
mitsamt Achswellen und Differentialen betroffen. Da ein Escort Cosworth
eher zum sportlichen Fahren, denn zum gemächlichen Sonntagsausflug
taugt, sollten auch sämtliche Fahrwerksbuchsen vor dem Kauf inspiziert
werden. Aufgrund einer Unterdimensionierung der selbigen kann es bei
Modellen der 1.Generation zudem zu einseitiger Reifenabnutzung an der
Innenflanke kommen. Die Grundkonstruktion der Vorderachse beruht auf
der des Ford Sierra. Hier arbeitet eine McPherson-Achse zusammen mit
einem einfachen Querlenker und einem Querstabilisator. Der letztgenannte muss
allerdings zu seiner Aufgabe der Stabilisierung des Aufbaus auch noch
für die Längsführung der Achse sorgen. Mit dieser Aufgabenfülle sind
die Komponenten nicht selten überfordert. Dies macht sich insbesondere
bei plötzlichen Richtungswechseln durch ein unpräzises Handling und ein
schwammiges Fahrgefühl bermerkbar. Abhilfe hätte hier ein
Dreieckslenker gebracht, welcher leider von den Konstrukteuren nicht
vorgesehen wurde. Im Rallyeauto wurden andere Anlenkungspunkte,
sowie Titanbauteile mit steiferen Buchsen gewählt.
Bei den gleichen Modellen der 1.Generation sind die Synchronringe des
3. und 4. Gangs ebenfalls unterdimensioniert. Dies äußert sich dadurch,
dass diese Gänge bei hohen Drehzahlen nur schwer und unter lauten
Geräuschen einzulegen sind. Auch die Ventilführungen dieses Modells
gelten als überdurchschnittlich verschleißfreudig und können abhängig
von der Einsatzart des Fahrzeugs bereits unter 100.000 km erneuerungsbedürftig
sein. Den Interessenten der 1.Generation sollte zudem klar
sein, dass der Wagen über ein großes Turboloch verfügt. Dies liegt in
der Größe des Abgasturboladers selbst begründet, der erst einen
gewissen Abgasmassenstrom benötigt um seine Arbeit zu verrichten. Dann
setzt der Schub aber umso vehementer ein. Der Kraftstoffverbrauch
dieses Modells ist auch aufgrund der antiquierten Motorsteuerung
ungleich höher, als beim 2. Modell mit dem Ford EEC IV Modul.
Das Kofferraumvolumen des Escort RS Cosworth ist aufgrund des
Ersatzrades, welches dem versetzten Kunststofftank weichen musste, im Vergleich zum
Serienescort deutlich reduziert.
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Viel Hartplastik und schlechte Haptik kennzeichnen das Escort Cosworth - Cockpit
Der Cosworth YB-Motor sorgte für mächtig Dampf
Durch den versetzten Kunststofftank fand das Ersatzrad seinen neuen Platz im Kofferraum
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| Fahrleistungen ermittelt von der Zeitschrift (Werbung wg. Verlinkung) sport auto | Höchstgeschwindigkeit:
| 1. Generation: 234 km/h 2. Generation: 232 km/h (Anmerk. d. Red.: Vmax variieren je nach Verbau und Einstellung der Spoiler/Flügel) | Beschleunigung 1. Generation / 2. Generation:
| 0-100 km/h: 5,9 / 6,5 sek. 0-160 km/h: 15,6 / 16,0 sek. 0-200 km/h: 32,8 / 37,1 sek.
| Fahrwerk (Herstellerangaben) | Radaufhängung vorne / hinten: | Einzelradaufhängung an McPherson-Federbeinen, Querlenker, Stabilisator / Schräglenker, Stoßdämpfer, Schraubenfedern, Stabilisator
| Rad-/Reifenkombination vorne / hinten: | 225/45R16 auf Aluminiumfelge 8Jx16H2/ 225/45R16 auf Aluminiumfelge 8Jx16H2
| Bremsen (Herstellerangaben) | ABS, Bremsscheiben rundum mit Innenbelüftung, Ø vorne /
hinten: 278 mm / 273 mm
| Fahrverhalten (Kurzbetrachtung) Die
fahrdynamische Betrachtung offenbart eine sportliche Servolenkung,
welche bereits über eine geschwindigkeitsabhängige Unterstützung
verfügt. Die Modelle der 1.Generation kennzeichnet ein großes
Turboloch, welches gerade beim Herausbeschleunigen aus Kurven einen
Könner am Volant erfordert. Die Motoren beider Generationen ziehen aber
kräftig durch und bieten gepaart mit dem hervorragend arbeitenden
Allradantrieb sehr gute Fahrleistungen. Der Auspuffsound
ist dezent und lässt deutliches Optimierungspotential übrig. Der
Wechsel von Haft- zu Gleitreibung zeigt sich zuerst durch eine
untersteuernde Vorderachse. Jedoch kann diese Neigung unversehens in
ein Übersteuern umschlagen. Bei hohen Geschwindigkeiten unterstützen
die aerodynamischen Leitwerke die Spurstabilität, sowie die zu
erreichenden Querbeschleunigungwerte. Die Bremse zeigt sich auch
sportlichen Fahrzuständen gewachsen. Die Gesamtabbremsung des Fahrzeugs
wird bei Modellen mit großem Heckflügel aus hohen Geschwindigkeiten
zudem durch den bereits genannten Abtrieb unterstützt. Die
Recaro-Sportsitze sind langstreckentauglich, bieten aber auch für
sportliches Fahren sehr guten Seitenhalt.
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| Fazit und Kaufberatung
Der
Ford Escort RS Cosworth hat schon längst Kultstatus erreicht. Durch
seine auffallende Verspoilerung unterscheidet er sich deutlich vom
Serien-Escort und weiß viele Blicke auf sich zu ziehen. Seine
guten Fahrleistungen können auch heute noch überzeugen. Leider sind
viele Fahrzeuge dem "Tuningwahn" zum Opfer gefallen. Modelle im
Originalzustand sind demnach rar gesät. Für potentielle Käufer, die das
Fahrzeug auch gelegentlich bewegen wollen, gilt als Kaufempfehlung ein
Modell der 2. Generation im Serienzustand. Hier sind diverse
Problemstellen bereits überwunden und die Alltagstauglichkeit ist
deutlich höher. Aufgrund seiner Verwandschaft zum Rallyefahrzeug
und seiner geringen Produktionszahlen ist er aber in beiden
Generationen als Sammlerobjekt mit Wertsteigerung zu empfehlen. |
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