Ferrari F355
Kapitel I
Zahlen & Fakten |
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Entwicklungsgeschichte
und
Produktionsverlauf
Der
Ferrari F355 wurde der Öffentlichkeit im Jahre 1994 auf dem Genfer
Automobilsalon vorgestellt. Rein äußerlich unterschied er sich, bis auf
die geänderte Heckpartie, sowie die überarbeiteten seitlichen
Lüftungskanäle, kaum von seinem Vorgänger mit der Kennung 348. Unter
dem aus Aluminium bestehenden und von Pininfarina
S.p.A. in Cambiano (Italien) designten
Karosseriekleid, verbarg sich jedoch ein weitgehend neues Auto. So
wurde nun ein adaptives elektronisches Dämpfersystem verbaut. Dieses
ermöglichte es dem Fahrer, die Kennlinien der Stoßdämpfer an seinen
favorisierten Fahrstil anzupassen. Dazu standen ihm die beiden Fahrmodi
"Sport" oder "Komfort" zur Verfügung. Auch eine nun serienmäßig
verbaute servounterstützte Lenkung kam beim F355 zur Verwendung. Des weiteren erfuhr der
8-Zylindermotor eine umfassende Überarbeitung. Über eine leichte
Vergrößerung des Kolbenhubs wurde der Hubraum auf 3496 ccm erweitert.
Unterhalb der Kolben versahen nun Pleuelstangen aus leichtem Titan
ihren Dienst. Weiterhin fand beim F355 erstmals in einem Serien-Ferrari
die 5-Ventiltechnik
(3 Einlassventile / 2 Auslassventile) Verwendung. Eine
Einzeldrosselklappen-Einspritzung rundete das Optimierungspaket ab. So
ergab sich eine
Leistungssteigerung um 61, auf nunmehr 381 PS. Die daraus resultierende
Literleistung von 108,9 PS/Liter Hubraum war zur damaligen
Zeit auf absolutem Rekordniveau für Saugmotoren. So wurden dem Fahrzeug
sowohl längs-, als auch querdynamisch außerordentliche Fahrleistungen
ermöglicht. In Kombination mit dem guten Luftwiderstandsbeiwert (cw-Wert) von
0,33 erreichte der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit knapp unter der
"magischen" 300 km/h-Schwelle. Auch der komplett verkleidete Unterboden hatte hieran großen Anteil.
Neben den bereits zu Beginn der Produktion erhältlichen Versionen
"Berlinetta" und "GTS", wurde im Mai 1995 eine offene und als "Spider"
bezeichnete Version vorgestellt. Diese verfügte über ein
vollelektrisches Stoffverdeck und vereinte so die wunderschöne
Karosserielinie und den kräftigen V8-Motor mit dem offenen
Fahrvergnügen eines Roadsters. Doch die Ingenieure aus
Maranello in der Provinz Modena (Italien) vergeudeten keine Zeit damit,
sich an dem Geschaffenen zu erfreuen. Sie entwickelten ein
elektrohydraulisches halbautomatisches Getriebe, welches die
sportlichen Fahrleistungen des F355 nochmals verbessern sollte.
Dieses als "Cambiocorsa F1" bezeichnete Stück Ingenieurskunst
wurde im Juli 1997 vorgestellt und war fortan als Kaufoption
erhältlich. Die Gänge konnten bei dieser Getriebeversion über
Schaltwippen am Lenkrad eingelegt werden, ohne die Hände vom Lenkrad,
oder den Fuß vom Gaspedal nehmen zu müssen. Schaltzeiten von 0,1 sec.
wurden dadurch ermöglicht. Auch die Firma "Eon Productions Ltd."
wurde auf diesen außergewöhnlichen Sportwagen aufmerksam. So bekam er
im Jahre 1995 eine Rolle im James Bond Klassiker "Goldeneye", wo er
sich eine aufregende Verfolgungsjagd mit einem Aston Martin DB5
lieferte. Zur Ausstattung gehörten: 6-Gang Schaltgetriebe
(optional F1-Schaltung), Klimaanlage, Fahrer- und Beifahrerairbag,
elektrische Fensterheber, Ledersitze, Aluminiumfelgen,
Zentralverriegelung, Servolenkung und ein elektrisches Verdeck (nur
Spider-Version). Die Bilder wurden freundlicherweise
zur Verfügung gestellt von der Firma: (Werbung wg.Verlinkung) Auto Leitner (www.autoleitner.nl). Dank ne jaar Holland!
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Der Ferrari F355 in der Berlinetta-Version
"Giallo" (gelb) gehörte zu den begehrtesten Farben am F355
Die vier runden Rückleuchten charakterisieren das F355-Heck
Der mit Rippen und Hutzen versehene Motordeckel unterstützt die Kühlung des 8-Zylinder Motors
| Mit fast 300 km/h avanciert der F355 zu einem gefürchteten Anblick im Rückspiegel
Mit 1,90m gehört der F355 zu den breitesten Sportwagen im Land |
Daten
(Herstellerangaben) | Motor: | 8-Zylinder
90°V-Motor, vier obenliegende Nockenwellen, 40 Ventile, Hubraum: 3496 ccm, Bohrung x Hub: 85,0 mm
x 77,0 mm, Zahnriemensteuerung, elektronische Benzineinspritzung | Leistung: | 280 kW/ 381 PS bei 8250 U/min | Leistungsgewicht: (optimal) | 3,80 kg/PS | Drehmoment: | 360 Nm von 5800 U/min
| Antriebskonzept: | Mittelmotor, Heckantrieb, 6-Gang Schaltgetriebe oder F1-Schaltung (automatisiertes Schaltgetriebe) | Abmessungen: | Länge
x Breite x Höhe: 4250 mm x 1900 mm x 1171 mm
| Tankinhalt: | 82 Liter | Leergewicht: | Berlinetta 1448 kg / Spider 1512 kg
| Bauzeitraum: | 1994 - 1999
| Stückzahlen: | Berlinetta-Version: 4982 Stk. GTS-Version: 2577 Stk. Spider-Version: 3714
Stk. Gesamt:11273 Stk. (Anm.d.Red.: Diese Auflistung beinhaltet nicht die Motorsportversionen)
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Mängel, Probleme und Schwachstellen
Der
Ferrari F355 gilt, als für einen exotischen Sportwagen, überdurchschnittlich robust und dauerhaltbar.
Insbesondere bei Ferrari-Sportwagen liegt der Schlüssel zu dauerhafter
Fahrfreude aber in der regelmäßigen und fachgerechten Wartung des
Fahrzeugs. Und diese kann mitunter recht teuer sein. So sollte
beispielsweise der Zahnriemen nach Ferrari-Vorgabe alle 4 Jahre oder
nach 60.000 km erneuert werden. Dazu muss der gesamte Motor mit
Getriebe ausgebaut werden, was horrende Kosten in Höhe von mehreren tausend Euro nach sich zieht.
Eine typische Schwachstelle
des F355, welche er sich mit seinem Vorgänger 348 teilt, sind die
sogenannten "Vescovinis" - die KAT-Steuergeräte. Deren Aufgabe ist es,
bei Überhitzen der Katalysatoren, dem Motorsteuergerät dieses zu
signalisieren. Gleichzeitig wird die "Slow-Down"- Anzeige im
Cockpit angesteuert, um den Fahrer zu einer moderateren Fahrweise zu
animieren. Leider werden diese Steuergeräte aber mit der Zeit
undicht und so offen für Kondenswasserbildung, sowie andere Einflüsse.
Daraus resultierend,
werden fehlerhafte Signale über die KAT-Temperatur an das
Motorsteuergerät und das Cockpit ("Slow-Down") gemeldet. Das kann
wiederum zu einem plötzlichen und willkürlichen Ab- und wieder
Anschalten einer Zylinderbank führen, mit schwerwiegenden Folgen. Ein
Austausch der "Vescovinis" schlägt mit mehreren hundert Euro pro Stück
zu Buche. Aber auch defekte Temperaturfühler für die "Vescovinis"
können die o.g. Problematik auslösen. Häufig werden die
Serienkatalysatoren durch Leerrohre oder Metallkats ersetzt und die
"Slow-Down"-Leuchte einfach ausgebaut. Deshalb empfiehlt es sich, bei
einer Fahrzeugbesichtigung auf die korrekte Funktion der Leuchte zu
achten. Diese leuchtet mit Einschalten der Zündung kurz auf und geht
direkt danach wieder aus. Geht sie also garnicht erst an, oder leuchtet
sie dauerhaft, ist ein Bestehen der o.g. Problematik wahrscheinlich.
Aber auch die KAT´s selbst heizen sich bei sportlicher Fahrweise
unzulässig stark auf und brechen nicht selten unter der "thermischen
Last" zusammen.
Eine weitere Problemstelle des F355 betrifft die Abgaskrümmer. Diese
neigen schon bei geringen Laufleistungen zu Rissbildung. Mangelnde
Materialqualität, sowie eine fehlerhafte Dimensionierung des gesamten
Abgasstrangs, scheint dafür die Ursache zu sein. Auch hier kostet ein
Austausch gleich mehrere tausend Euro. Alternativ bieten einige
Werkstätten an, die Krümmer zu schweißen. Diese Lösung ist zwar
deutlich günstiger, die Dauerhaltbarkeit einer solchen Schweißung muss
aber angezweifelt werden. Bei einer Fahrzeugbesichtigung
sollte auch ein Augenmerk auf die korrekte Funktionsweise der
elektronischen Dämpferverstellung gelegt werden. Eine mögliche
Fehlfunktion wird über eine separate Kontrollleuchte im Cockpit
signalisiert. Aber auch während der Probefahrt sollten die
entsprechenden Dämpfungskennlinien ausprobiert werden.
Wer sich für ein Fahrzeug mit der "Cambiocorsa F1"-Schaltung
entscheidet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass dieses System
teilweise ruckelig zu Werke geht. Auch der Anfahrkomfort ist als eher
mäßig zu bezeichnen. Bei sportlicher Fahrweise mit hohen Drehzahlen,
arbeitet das F1-Getriebe aber nahezu fehlerfrei. Der Kupplungsverschleiß ist
bei diesem System jedoch ungleich höher, als beim Fahren mit
Schaltgetriebe. Auch Undichtigkeiten kommen beim "F1-Getriebe" häufiger vor.
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Das F355-Cockpit zeigt sich wohlstrukturiert und recht gut verarbeitet
Optisch und akustisch gelungen: der 3,5l V8 40V des F355
Unter der Fronthaube ist sogar Platz für kleines Gepäck
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| Fahrleistungen (Berlinetta) ermittelt von der Zeitschrift (Werbung wg. Verlinkung) sport auto
| Höchstgeschwindigkeit:
| 295 km/h | Beschleunigung:
| 0-100 km/h: 4,9 sek. 0-160 km/h: 10,4 sek. 0-200 km/h: 16,5 sek.
| Nürburging Nordschleife: Hockenheim, kleiner Kurs: | 8.18,0 min 1.15,3 min | Fahrwerk (Herstellerangaben) | Radaufhängung vorne / hinten: | Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Stabilisator/ Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Stabilisator
| Rad-/Reifenkombination: vorne / hinten: | 225/40ZR18 auf Aluminiumfelge 7,5Jx18 / 265/40ZR18 auf Aluminiumfelge 10,0Jx18
| Bremsen (Herstellerangaben) | Unterdruckbremskraftverstärker, ABS, Bremsscheiben rundum mit Innenbelüftung, Ø vorne /
hinten: 300 mm / 305 mm, 4-Kolben Festsättel rundum
| Fahrverhalten (Kurzbetrachtung) ...
Fahrbericht MG TF 160: Fahrwerk/Fahrverhalten - weiter lesen auf FOCUS
Online:
http://www.focus.de/auto/fahrberichte/tid-6292/fahrbericht-mg-tf-160_aid_60794.htm ...
Fahrbericht MG TF 160: Fahrwerk/Fahrverhalten - weiter lesen auf FOCUS
Online:
http://www.focus.de/auto/fahrberichte/tid-6292/fahrbericht-mg-tf-160_aid_60794.htm Die
fahrdynamische Betrachtung offenbart eine leichtgängige und gute
Rückmeldung bietende Servolenkung. Die Fahrwerksabstimmung ist
sportlich straff und ermöglicht in Kombination mit der neutralen
Gesamtabstimmung des Fahrzeugs hohe Kurventempi. Schaltvorgänge werden
durch das für Ferrari typische "Klackgeräusch" begleitet. Das ABS fällt
in sportlichem Fahrbetrieb durch wenig feinfühlige Regeleingriffe auf.
Dieses kann aber komplett abgeschaltet werden. Der Motorsound ist
omnipräsent und qualitativ auf höchstem Sportwagenniveau.
Optimierungspotential ist aber auch hier durchaus gegeben.
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| Fazit und Kaufberatung
Der
Ferrari F355 muss trotz der oben genannten Schwachstellen als
ausgereifter und unkapriziöser Sportwagen bezeichnet werden. Sein
gelungenes Design und seine auch nach heutigen Maßstäben sehr guten
Fahrleistungen lassen das Sportfahrerherz höher schlagen. Jedoch sind
die Wartungs- und Unterhaltskosten wie bei jedem Ferrari auch hier sehr
hoch. Daher ist ein durchgestempeltes Serviceheft Pflicht. Das
Potential zum Klassiker hat der F355 aber allemal. Die Preisentwicklung
am Markt hat die Talsohle jedoch noch lange nicht durchlaufen (Stand 12/2012). |
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